Andere shoppen Shirts, ich shoppe Tarot Decks – kleiner Spoiler, dies ist nicht da einzige queere Deck, das diesen Monat bei mir einzieht – mehr dazu in einem weiteren Artikel.
Nun erst einmal zum Pride Tarot – das Deck ist bereits am 01.09.2020 im Verlag US Games Systems erschienen und kostet etwa 25 Euro. Ich hatte das Deck bereits seit letztes Jahr auf der Wunschliste – dieses Jahr habe ich dann Nägel mit Köpfen gemacht, auch inspiriert durch das Buch Queering the Tarot von Cassandra Snow.
Das Buch versucht, die Deutung der Karten auch auf Besonderheiten queerer Fragesteller*innen zu deuten – und ich stelle fest, viele Deutungen nutze ich schon genau so – dazu gleich mehr. Jedoch sind die genannten Beispiele interessant und erweitern deutlich meinen Horizont. Ich mache zu dem Deck gerade eine Reise durch die große Arkana auf Instagram – wer mir da noch nicht folgt, schaut mal gern vorbei.
Männlich, weiblich, divers – wie bringt man das im Tarot unter?
Bisher hatte ich für mich selbst immer Probleme, eindeutig männlich/weibliche Karten für mich selbst zu deuten – und bei den Hofkarten scheue ich auch immer, diese sofort als Person zu deuten und dies einem*einer Fragesteller*in dies gleich zu suggerieren. Wenn ich zuviel in feministischen Bubbles unterwegs war, sind alle männlichen Karten für mich hinterher intuitiv per se schlecht – und mit der Herrscherin kann ich mich selbst erst identifizieren, seit ich selbst (zunächst unverhofft) Mutter wurde. Die Energie war in der Rückblende eigentlich immer schon da, jedoch definiere ich mich nicht über meinen in diesem Leben eben weiblichen Körper. Wer sich damit auch beim Tarot legen und deuten schwer tut – schaut Euch das Buch von Cassandra Snow an – eine Rezension verfasse ich noch, wenn ich es durch habe.
Das Pride Tarot – ein kollaboratives Deck
Das Pride Tarot ist ein kollaboratives Deck von 45 Künstler*innen aus der LGBTQ+ Community weltweit. Jede*r Künstler*in hat also ein oder mehrere Karten gestaltet – und das ist das Besondere an dem Deck, es ist bewusst nicht aus einem Guss, sondern bunt und vielfältig.
Die Bilder gefallen mir dabei wirklich fast ausnahmslos sehr gut, auch wenn einige umbenannt sind – z.B. wurde aus dem Hierophanten „The Messenger“, um die kirchliche Symbolik, mit der nicht wenige Menschen in der queeren Community ihre Schwierigkeiten haben, herauszunehmen. Einige sind vom Geschlecht geändert – der Herrscher kann z.B. nicht eindeutig männlich gelesen werden – und auf einigen Karten sind auch prominente Vorbilder verewigt, so fährt Caitlyn Jenner den Wagen.
Für Kunstliebhaber*innen ist das Deck wirklich wie ein toller Sammelband – und so ist auch das Booklet gestaltet. Anders als bei anderen Decks ist hier von jedem Künstler ein kurzer Text zu lesen, wieso er sich diese Karte ausgesucht hat und was das Bild für ihn ausdrücken soll.
Das deckt sich natürlich großteils mit den klassischen Kartenbedeutungen, jedoch hätte ich mir noch kurze Stichworte zu den Karten gewünscht. Dann wäre das Deck auf perfekt für alle, die mit diesem Deck zum ersten Mal ein Tarotdeck in der Hand halten und in diese Thematik einsteigen wollen.
© Pride Tarot – US Games Systems
Rainbow Spread
Eine ganz tolle Idee sind die beiden mitgelieferten Spreads, also Legemuster. Meist werden in den Booklets der Decks auch zwei- drei Legemuster vorgeschlagen. Dabei ist oft das erste leider der 3er Spread, also 3 Karten – also der absolute Standard, der eigentlich nicht erklärt werden müsste.
Die Legemuster bei diesem Deck sind etwas ausgefallener und wirklich zum Thema Pride erdacht. Beim Parade Spread sucht man sich vorab eine Karte aus, die „Anführer*in“ der Parade ist, also eine Karte, die das Thema der Fragestellung gut beschreibt. Danach wählt man 6 weitere Karten zu Fragen aus, die das Thema näher beleuchten.
Zum Rainbow Spread gibt es sogar eine Karte zusätzlich zum Deck. Da Druckbögen meist 80 Karten hergeben, ein Tarotdeck im Standard aber nur 78 Karten beinhaltet, sind die 2 übrigen Karten ja oft auf verschiedene Weise genutzt – hier wird das Legemuster auf der Karte farbig visualisiert.
Das ist eine schöne Idee, denn wer mit dem Deck legt, wird es eventuell in einem Säckchen aufbewahren wollen – den leider ist das Deck nicht in einer stabilen Schachtel sondern in einem dünnen Standard- Faltkarton. Und bei den Decks, die ich in Samtsäckchen aufbewahre, habe ich z.B. das Booklet meist nicht zur Hand dabei.
Am Ende der Heldenreise durch diese besondere Deck werde ich noch ein Q/A sowie ein Livereading auf Instagram mit dem Deck veranstalten. Gern könnt Ihr mir Fragen und Anregungen hier in die Kommentare schreiben 🙂 Machen Euch die Bilder neugierig, das Deck mal in die Hand zu nehmen?
Be blessed und happy Pride,
Eure Keya